Wer mit Musik läuft, tötet auch kleine Kinder

Eine Kritik an der abgelenkten Gesellschaft

Nach welcher Pfeife du tanzt, ist offensichtlich. Dein Leben ist bunt, Glitzer, glamourous. Du bist besser als die Anderen, springst höher, weiter, schneller. Du hast vom goldenen Löffel gegessen, du bist extrem verzogen und wurdest verarscht.

Du bist der Beste. Du bist der Allerbeste. Du bist begehrt. Alle wollen dich. Ach wie schön du bist und welch strahlendes Lächeln du dir ins Gesicht zauberst, wenn du in den Spiegel schaust. Aber was passiert, nachdem du die Gesichtsmaske abgenommen hast?

Wenn du in den Park laufen gehst, hast du deine weißen Kopfhörer auf, damit dir heißer Scheiß die Ohren verglüht. Du läufst so besser, sagen sie. Sie verkaufen so mehr, sagen sie nicht. Du findest dann besser rein, aber merkst nicht, dass du dich auf einer großen Umlaufbahn in die falsche Richtung bewegst.

Du denkst, du musst Musik hören, damit es besser läuft. Die Propaganda-Faust hat voll bei dir eingeschlagen und du bist im Oberstübchen eingeschlafen. Bist fehlgeleitet, fremdgesteuert und von außen bestimmt.

Weil das so ist, würdest du auch Kinder umbringen, wenn sie es dir nur lange genug einhämmerten.

Kinder nerven. Kinder sind laut. Kinder stellen laufend Fragen. Kinder hören nicht auf, zu reden. Kinder sind die Ausgeburt der Hölle. Kinder sind dämonische Auswüchse der Schattenwelt. Kinder wollen dich leiden sehen, weil sie Spaß an der Quälerei haben. Kinder sind krüppelige Clowns, tollpatschig, aber nicht lustig.

Kinder leisten keinen Beitrag zur Gesellschaft, weil sie zu schwach, zu dumm und jung sind. Als der Herr Nutz den Nichtsnutz erfunden hat, sah er Kinder vor sich.

Kinder sind eine Masse. Du kannst sie scheuchen wie Schafe und jagen wie Rehe. Sie werden sich immer bewegen und denken, es sei ein Spiel. Wie gesagt, sie sind dumm und vielleicht bist du noch dümmer.

Innere Einkehr bedeutet nicht, die Penetration von Schneeweiß zuzulassen. Nach innen kehren heißt, aktiv zu lauschen auf das was in dir steckt, nicht was du reinsteckst.

Wenn du läufst, willst du schaffen, erreichen, was du dir als Ziel gesetzt hast. Verstopfst du dir die Ohren mit Klangleber, hörst du, wenn deine Beine eigentlich sprechen sollten. Du nimmst auf, obwohl du (alles) geben solltest.

Du konzentrierst dich auf das was reinkommt, statt darauf, was sich innen drinnen abspielt.

Du atmest ein, atmest aus. Links, rechts, links, rechts. Dein ist der Marsch ist, fremd ist dein Rhythmus. Dem Klangkarussell bist du hörig, denn du vergisst, dass innerer Einklang nur von Auseinandersetzung kommt — mit dir selbst.

Also, betäubst du dich noch oder tötest du schon? Wenn du auf beides keine Lust hast, lass’ deine Kopfhörer beim nächsten Lauf zu Hause. Tu es für dein besseres Ich und eine weniger gelenkte Gesellschaft.

Du hast es in deiner Hand und sie hoffentlich nicht mehr in deinem Kopf.


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